Zur Kennzeichnung der Domänenscheune wurde nach der vollständigen äußeren und inneren Renovierung eine entsprechende Beschriftung an der Giebelseite angebracht. Geplant sind weitere Hinweis- und Schautafeln, auf denen die Geschichte der Staatsdomäne von ihrer Gründung bis hin zur heutigen Nutzung der letzten drei Gebäude (Wirtschaftsgebäude und zwei Scheunen) beschrieben wird.
Eine erste Zusammenfassung hat unser Ehrenvorsitzender, Herr Manfred Faust 2023 anlässlich eines Besuchs einer Delegation aus der Partnerstadt Migennes (Frankreich) erstellt. Das Treffen fand in der Domänenscheune statt und die Geschichte beider noch vorhandenen Scheunen wurde in deutsch und französisch vorgetragen.
Die Geschichte der Seescheune und Domänenscheune am Simmersee
Die in der Nähe des Simmerbachs und Simmersees gelegene offene Seescheune und die benachbarte Domänenscheune sind heute Kernstücke des „Naherholungsgebietes Simmerbachaue“, die sich ca. 4 Kilometer entlang der nördlichen Flanke der Stadt Simmern erstreckt. Im Mittelalter standen am Ufer des Simmerbachs im Stadt- und Schlossbezirk ein gutes halbes Dutzend Mühlen, die die Herrschaft im Schloss, die Bürgerschaft und das nähere Umland mit Mehl versorgten. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich an seinen Ufern im Bereich der Gerbereistraße, Kuhnengasse und Mühlengasse zahlreiche Gerbereien zur Erzeugung von Leder. Von diesem Handwerk zeugt in der Gegenwart nur noch ein ehemaliger Trockenschuppen für Häute, der mitten im neuen Wohngebiet „Gerberviertel“ restauriert und erhalten wurde.
Beide, die Seescheune und die Domänenscheune und das ca. 100 m unterhalb gelegene “Wirtshaus Domäne am See“ sind drei verbliebene Altbauten der ehemaligen „Staatsdomäne“ des Landes Rheinland-Pfalz. Dieses frühere landwirtschaftliche Mustergut wurde ursprünglich vom Königreich Preußen als „Königliche Domäne“ im Jahre 1898 auf dem Grundstück einer ehemaligen Mühle (Aulersmühle), wo Korn und Lohe gemahlen wurden, errichtet.
Die „Königliche Domäne Simmern“ sollte den Hunsrücker Landwirten, die überwiegend Kleinbauern waren und im Durchschnitt nur 4,5 ha Äcker und Wiesen bewirtschafteten, rationelle Bewirtschaftungs-maßnahmen vermitteln. Die Domäne umfasste eine Größe von 165 ha und einen Komplex von insgesamt 13 Wohn-, Ökonomiegebäuden und betrieblichen Einrichtungen. Sie wurde zunächst staatlich, später als Pachtbetrieb geführt.
Das Land Rheinland-Pfalz beschloss aus wirtschaftlichen Gründe, die staatliche Domäne Simmern ab 15. Oktober 1985 aufzulösen und verkaufte den gesamten Landbesitz – einschließlich der Domäne-gebäude – an die Stadt Simmern. Hierdurch wurde die Stadt Simmern in die Lage versetzt, die Stadtentwicklung im nordöstlichen Außenbereich in großen Maße voranzutreiben (Erschließung der Wohnbaugebiete „Mutterschieder Weg“, „Hinterster Rinderberg“ „Am Simmersee“ und des „Gewerbegebietes Von-Drais-Straße“.
Die heutige Seescheune wurde im Jahre 1942 errichtet und als Maschinen- und Wagenschuppen für die Domäne genutzt. Die jetzige Domänenscheune war früher ein Kartoffellagerhaus, in dem der damalige Domänenpächter Böhm seine selbst gezüchteten Kartoffelsorten „Böhm“, die im Hunsrück sehr beliebt waren, lagerte. Diese Scheune wurde im Jahre 1957 gebaut und im Volksmund „Grumbeere-Scheier“ (Kartoffelscheune) genannt.
Im März 2005 gründeten 42 Bürgerinnen und Bürger im Simmerner Rathaus den Trägerverein Simmerbachaue e.V. Eine seiner Schwerpunktaufgaben ist die Neuordnung sowie die nachhaltige Entwicklung von Kultur- und Naherholungsflächen der Simmerbachaue und benachbarter Grundstücke zum Zwecke der Naherholung. Der Verein, der heute 100 Mitglieder zählt, setzte sich zu Beginn insbesondere für die Erhaltung der beiden Scheunen und die Pflege des Simmersees und seines Umfeldes ein. So konnten die Seescheune und die Domänenscheune vor dem Abriss gerettet und mit viel ehrenamtlichen Engagement der Vereinsmitglieder und mit finanzieller Unterstützung der Stadt Simmern und Sach- und Geldspenden von Simmerner Unternehmen zu öffentlichen Begegnungsstätten (Veranstaltungsräumen) ausgebaut werden.
Auch dank von Bepflanzungs- und Umweltaktionen sowie von Schulpatenschaften Simmerner Schulen (Weinberg AG des Herzog-Johann-Gymnasiums und Simmersee AG der Friedrich-Karl-Ströher-Realschule plus) hat sich die Simmerbachaue zu einem attraktiven Naherholungsgebiet gewickelt. Dort werden geboten: Natur pur, Entspannung, Freizeitvergnügen, Spiel, kulturelle Angebote und Kulinarisches. Ob Fischerstechen, Wein am Simmersee, Fischerfest, Advent am Simmersee, Konzerte, Vorlesungen oder Gottesdienste, sie alle sind nicht mehr wegzudenken und sind zu einer echten Bereicherung für die Bürgerinnen und Bürger und Gäste geworden.
Manfred Faust, August 2023